Donnerstag, 13. Dezember 2012

There is an end to everything, to good things as well

Stellt euch vor, sogar der göttliche Segen gibt es jetzt online! Der Papst hat sich bei Twitter angemeldet und sendet nun in 140 Zeichen seinen göttlichen Segen auf 8 Sprachen! Wie heisst es so schön: „Wer nicht mit der Zeit geht, der muss… mit der Zeit gehen“. (Bernd Stromberg).
 

Bildquelle: http://www.stern.de/panorama/papst-auf-twitter-ist-die-antwort-schinken-1941076.html

In den letzten zehn Wochen habe ich viel über die Gesellschaft als solches nachgedacht. Meine Erkenntnis daraus ist, dass jede Generation eine sogenannte Basisinnovation durchlebt hat und somit weiter in der Evolution fortgeschritten ist.

Sei es durch die Erfindung des Automobils, der Telegrafie oder der Telefonie, jede Gesellschaft hat eine neue Innovation durchgemacht und damit auch viele Kritiker und Befürworter hervorgebracht. Jede Innovation wurde zu Beginn verteufelt, und jede Gesellschaftsform wurde durch eine neue Gesellschaftsform und deren Abneigungen auf das Neue geprägt. Die „Gute Alte Zeit“ hat es jeh her gegeben und wird es auch weiterhin geben.

Während uns das Radio taub, das Fernsehen dick und das Internet blöd gemacht hat, ist uns trotz allem der unaufhörliche Fortschritt geblieben.

Als Fazit ist nur anzufügen: Wir müssen lernen mit dem Fortschritt weise umzugehen. Und wie heisst es so schön im Nathan der Weise von Gotthold Ephraim Lessing: „Die Menschen sind nicht immer, was sie scheinen. Doch selten etwas Besseres“.
 
Und so verabschiede ich mich mit den Worten: "There is an end to everything, to good things as well." (Chaucer, Canterbury Tales)

Donnerstag, 6. Dezember 2012

Welche Farbe hat deine Lust?

Nun hat auch die Schweiz das erste offizielle Cyber-Mobbing Opfer. Ein Jugendlicher hat ein Sexvideo von seiner Ex-Freundin praktisch mit der ganzen Schweiz geteilt. Es zeigt eine junge Frau, die mit einer Migros-Ice-Tea-Flasche sexuelle Handlungen vornimmt. In Windeseile hatte die Seite Tausende von Likes, das Video verbreitete sich auf weitere Plattformen und wurde bis gestern allein auf einer davon über 15'000 mal angeschaut.
 
Dies ist ein weiteres Beispiel dafür, wie die User unüberlegt im Internet wüten und sich der Anonymität der Masse anschliessen. Facebook und andere soziale Medien tragen zu einer Verbreitung in einem gigantischen Ausmass bei. Und obwohl man dem Opfer eine gewisse Naivität unterstellen könnte, sollte man als „Liker“ trotzdem sensibilisiert genug sein, mehr die Vernunft anstatt die Sensationsgier walten zu lassen.
Die Migros selber ist am Dienstag auf das Video aufmerksam geworden und hat sofort bei Facebook interveniert. Aber noch gestern hagelte es auf der offiziellen Facebook-Seite von Migros-Ice-Tea hämische Kommentare. Die Migros schreibt dazu: «Dass solche Inhalte über unsere Seiten gestreut werden, können wir nicht akzeptieren. Solche Verlinkungen oder unangebrachte Kommentare werden entsprechend sofort gelöscht. Was auf Portalen publiziert wird, die nicht uns gehören, können wir nur begrenzt beeinflussen – unser Rechtsdienst ist informiert.»
Da bleibt uns klärend nur eine Abschlussfrage: "Welche Farbe hat deine Lust?"

Bildquelle: http://www.migros.ch/de/supermarkt

 
 

Donnerstag, 29. November 2012

Ins Netz reingeboren

1991 löste die nackte und hochschwangere Demi Moore auf dem Cover der amerikanischen Vanity Fair eine heftige Debatte aus. Gut 20 Jahre später lässt es sich keine prominente Frau mehr nehmen ihren Babybauch der Öffentlichkeit entgegen zu strecken.
 
 
 
Dieses Phänomen gibt es jedoch nicht nur auf den Hochglanzmagazinen, es wird auch im Netz eifrig gezeigt, was den Bauch hält. Allen voran die Eltern der kleinen Amelie Amaya, die den Wachstum des Babybauches und die Ankunft der Tochter im Zeitraffer in einem 90 Sekunden-Video auf Youtube veröffentlicht haben. Der Clip wurde ein Hit - und kaum auf der Welt war Amelie Amaya schon ein Youtube-Star!


Wahrscheinlich wird Amelie Amaya nie mit Suri, Shiloh oder Blue Ivy im Sandkasten spielen. Doch nebst dem wohlklingenden Namen hat Amelie Amaya eine weitere Gemeinsamkeit mit dem Nachwuchs von "Tomkat", "Bangelina", "Beyoncé" und "Jay-Z": Kaum geboren hat der Nachwuchs schon weltweite Bekanntheit erreicht.
 
Amelie Amaya ist ein "prominentes" Beispiel dafür, dass nicht nur das Leben von Promi-Kindern digital beginnt.
 
Facebook hat auf das scheinbar steigende Darstellungsbedürfnis von (werdenden) Eltern reagiert und mit Einführung der "Timeline" eine Möglichkeit geschaffen, ein Leben von Geburt an digital zu dokumentieren. Die Kinder werden dabei nicht gefragt. Sie dürften es aber vermutlich spätestens als Teenager nicht mehr so cool finden, in Windeln im Web zu finden zu sein.

Mittwoch, 21. November 2012

Das Leben durch den Bildschirm

Meine Familie hatte lange Zeit keinen Fernseher, und als wir dann Mitte der 80er einen Fernseher mit Fernbedienung geschenkt kriegten, war das der Himmel auf Erden. Und wenn dann am Abend „Einer wird gewinnen“ oder „Die Schwarzwaldklinik“ auf dem Bildschirm flickerte, starrte man gebannt hin. Ablenken liess man sich höchstens durch ein paar selbstgepuffte Popcorns.
 
Nun sind wir im Jahr 2012 angekommen und der neueste Medientrend ist heisst „SocialTV“. Jeder zweite Onliner nutzt während dem Fernsehschauen das Internet. Smartphones und Tablets gehören neben Snacks und Getränken heutzutage zur Grundausstattung eines gelungenen Fernsehabends. Obwohl man alleine im Wohnzimmer auf dem Sofa sitzt, virtuell schaut man gemeinsam fern. Man könnte das auch Public Viewing im Wohnzimmer nennen. Vor allem Sendungen mit hohem Lästerpotenzial, wie zum Beispiel DSDS oder den Eurovision Song Contest, es wird getwittert, gechattet und Kommentiert, was das Zeugs hält.
 
Der „First Screen“ muss aber nicht unbedingt ein Fernseher sein. Sei es auf dem Computer oder im Unterricht, an einem Konzert, Blockflötenaufführung der Kinder  oder an einer Ausstellung, überall erleben wir heute nur noch die Bildschirm-Momente.
 


Bildquelle:
 
Konnten wir früher noch gespannt auf die kleinen Details bei Schulaufführungen und Laternenumzügen achten, so werden wir heute nur noch von Handys gestört, die uns die Sicht auf das Ereignis verdecken. Sind wir also in unserer aufmerksamkeitsdefizitären Zeit nicht mehr in der Lage ein Ereignis ohne Bildschirm zu geniessen? Und als zweite Frage drängt sich mir auf, wenn wir also die süssen Kinderchen beim Laternenumzug durch das ständige Aufzeichnen quasi verpassen, schauen wir es uns dann wirklich später nochmals auf unserem Handy in einem verwackelten Zustand an? Oder sind die Handys einfach die Erwachsenenversion einer Laterne?
 
Postet eure Meinung!

Donnerstag, 15. November 2012

Von kleinen und grossen Peinlichkeiten

Machen Sie den Test: Geben Sie im Internet bei einer Suchmaschine Ihren vollen Namen ein. Und, was kommt dabei heraus? Eventuell Nacktfotos, negative Äusserungen in Foren oder andere unangenehme Dinge, die Sie am liebsten direkt löschen würden?
 
"Ego-Googeln", wie man das Suchen nach dem eigenen Namen im Fachjargon nennt, tun die meisten Internetbenutzer nicht nur aus Eitelkeit. Es kann manchmal durchaus auch nützlich sein, wenn man selbst weiss, was andere im Internet über einem erfahren können. Oft sind einige Resultate davon nicht erwünscht. (Schön zu sehen, dass Politiker die vorhandenen Möglichkeiten der Internettechnologien nutzen, Herr Alexander Müller, Google-Alert?).
 
Ist man gerade auf Stellensuche, interessiert sich auch die Personalabteilung dafür. Duch das Internet lassen sich häufig umfassende Rückschlüsse auf Lebenslauf, Vergangenheit, Meinungsäusserungen und Freizeitaktivitäten des Kandidaten ziehen. Personalverantwortliche sprechen dabei von einem B-Profil. Weicht dieses B-Profil vom sogenannten A-Profil, also den offiziellen Bewerbungsunterlagen ab, wird es eng für den Bewerber. Negative Auswirkungen davon können sein, dass man nicht zu einem persönlichen Vorstellungsgespräch eingeladen wird. Bewerber, die dennoch zum Vorstellungsgespräch eingeladen werden, geraten schnell in ein Kreuzverhör und müssen sich peinlichen Fragen stellen.
 
Der Hightech-Verband BITKOM gibt Tipps gegen unerwünschte Inhalte im Netz:
 
1. Regelmässig nach eigenen Treffern suchen
Wer viel im Netz veröffentlicht oder in der Öffentlichkeit arbeitet, sollte regelmässig seinen Ruf prüfen.
 
2. Nicht zu viel preisgeben
Im täglichen Leben würden die meisten Menschen kaum Unbekannten ihr Privatleben offenbaren. Auch im Internet haben es die Nutzer selbst in der Hand, den Zugang zu privaten Infos zu beschränken.
 
3. Eigene Einträge auf Webseiten entfernen
Sie haben etwas in einem Forum geschrieben, dass Ihnen peinlich ist? Wenn Sie es nicht selbst entfernen können, bitten Sie den Verantwortlichen der Webseite per Mail höflich, den Eintrag zu löschen.
 
4. Eigene Fotos und Texte schützen
Jemand hat unerlaubt Ihre Fotos und Texte ins Netz gestellt? Dann können Sie verlangen, dass er sie löscht. Im privaten Umfeld sollte eine Aufforderung per Telefon oder E-Mail reichen. Passiert nichts, können Sie vom Anwalt eine Abmahnung und Unterlassungserklärung schicken lassen. Derjenige, der Ihr Urheber- oder Persönlichkeitsrecht verletzt hat, muss zumindest einen Teil der Kosten ersetzen.
 
5. Recht am eigenen Bild durchsetzen
Auch wenn ein anderer Fotos von Ihnen gemacht hat, darf er sie nicht beliebig veröffentlichen. Jeder hat ein "Recht am eigenen Bild". Das heisst, Sie dürfen selbst bestimmen, ob und in welchem Zusammenhang Bilder von Ihnen veröffentlicht werden. Vor allem bei Fotos aus dem Freundes- und Bekanntenkreis dürfte ein Anruf oder eine E-Mail reichen.
 
6. Veraltete Einträge in Suchmaschinen tilgen
Auch wenn Sie einen Text im Web gelöscht haben, kann er noch in Suchmaschinen auftauchen. Grund dafür ist: Die Maschinen verfügen über einen Zwischenspeicher, in dem Kopien gesuchter Dokumente abgelegt werden. Wenn es um Ihre Homepage geht, können Sie den Cache-Speicher bei manchen Suchmaschinen selbst löschen. Dazu müssen Sie sich beim Anbieter registrieren. Geht es um fremde Webseiten oder öffentliche Foren und Communities, bitten Sie deren Betreiber darum.
 
7. Profis engagieren
"Reputation Manager" nennen sich die Spezialanbieter, die für Ihre Kunden das Erscheinungsbild im Netz beeinflussen. Sie kümmern sich nicht nur um das Entfernen unerwünschter Einträge, sondern beeinflussen auch die Ergebnisse von Suchmaschinen.

Donnerstag, 8. November 2012

Das digitale Gedächtnis – Das Internet vergisst nie!

Täglich gehen im Internet wichtige Daten verloren – leider nur nicht jene, auf die wir gerne verzichten würden. Hier ein Beispiel:
 
 
 
 
Hätte SVP-Politiker Alexander Müller die Konsequenzen seines unüberlegt leichtsinnig geposteten Twittereintrags richtig eingeschätzt, hätte er vielleicht anders gehandelt. Zwar hat Herr Müller sein Tweet kurz nach Veröffentlichung wieder vom Netz genommen, jedoch hat er den Effekt der Multiplikation stark unterschätzt. So hat Herr Müllers Tweet zwar weniger als 400 Followers, die seine Meldungen direkt abonniert haben. Doch durch sogenannte Retweets, das Weiterleiten von Tweets, erreichte seine Meldung zur Kristallnacht alleine in der Twitter-Gemeinde ein Publikum von über 34‘000 Personen.
 
Wäre ein digitaler Radiergummi ein Lösungsansatz? Netzphilosophen wie Viktor Mayer-Schönberger fördern das Recht auf Vergessen und ein neues Bewusstsein für Datenrisiken; andere setzen schlicht darauf, dass man sich an die ewige Wiederkehr peinlicher Fotos und dummer Sprüche gewöhnt, sie irgendwann einfach ignoriert. Informatiker arbeiten fieberhaft an einem digitalen Radiergummi und Softwarelösungen (z. B. X-pire!), die einzelne Dokumente mit einem eingebauten Verfallsdatum versehen, also das Vergessen von Inhalten programmieren. Die Daten sind, so die Kernidee, grundsätzlich nach einem vom Benutzer fixierten Zeitpunkt nicht mehr abrufbar.
 
Technisch sind die verfügbaren Lösungen bislang äusserst unbefriedigend, aber das ist gar nicht einmal entscheidend.  Es ist wie bei der Brandbekämpfung. Der Schlauch ist auch nur das Hilfsmittel, aber es ist trotzdem noch die menschliche Komponente „Feuerwehrmann“ nötig. Letztendlich liegt es bei dem Benutzer selbst, wie viel er von sich im Internet preisgeben will. Wir müssen nur wieder lernen sensibler mit persönlichen Daten umzugehen.
 
Und darum lieber Herr Müller, bevor Sie das nächste Mal spontan und frisch von der Leber posten, hier ein paar Tipps und Tricks, wie sie solche beschämenden Situationen umgehen können:
  • Im Webbrowser lassen sich Spuren vermeiden, indem man den Privat- oder Do-Not-Track-Modus aktiviert. Das gilt auch für das Smartphone. Ausserdem sollte man Cookies stets nur sehr zurückhaltend akzeptieren und dies in den Einstellungen des Webbrowsers entsprechend festlegen.
  • Wer es Google nicht unnötig erleichtern möchte, ein individuelles Benutzerprofil zu erstellen, sollte sich nicht dort mit seiner Google-ID einloggen. Völlig anonym googeln kann man beispielsweise via www.ixquick.com.
  • Bei sozialen Netzwerken wie Facebook hilft folgende Faustregel: Fragen Sie sich stets, ob es okay wäre, wenn Ihre Mutter oder Ihr Chef sehen und lesen könnten, was Sie gerade im Begriff sind, dort einzustellen. In den Einstellungen zur Privatspähre lässt sich unter anderem einschränken, wer was sehen darf. Gruppieren Sie ausserdem Ihre Freunde, und posten Sie anschliessend jeweils für bestimmte Gruppen statt für alle.
  • Auf dem Smartphone lassen sich Lokalisierungsdienste (GPS) vorübergehend ausschalten – dann laufen allerdings auch die praktischen Kartendienste nicht mehr. Ihr Telecomunternehmen weiss zudem immer noch ungefähr, wo Sie sich aufhalten, solange das Handy eingeschaltet ist.

Donnerstag, 1. November 2012

Gemeinsam einsam

1082 Personen zählten zu Simone Backs Facebook-Freunden. Aber was taten diese, als sie an Weihnachten 2011 Selbstmord beging und dies mit dem Post: „ habe alle Pillen genommen, werde bald tot sein, bye-bye everyone“ im Facebook ankündigte? Rund 150 Kommentare sollen auf die letzte Nachricht der Frau eingegangen sein. Einige ihrer „Freunde“ bezeichneten sie als Lügnerin, andere schrieben, es sei ihre eigene Entscheidung. Helfen wollte keiner!
 
Der durchschnittliche Benutzer hat oft 100 Facebook-Freunde, aber keinen einzigen echten Freund. Computer und Internet geben uns zwar die Freiheit überall zu arbeiten und über die Grenzen hinweg Kontakte zu knüpfen – in Wahrheit jedoch sind wir überall „gemeinsam einsam“.
 
Auf Grundlage umfangreicher Studien beschreibt die bekannte US-Soziologin Sherry Turkle in ihrem neuen Buch „Verloren unter 100 Freunden“ wie die Internet-Kommunikation und der Einsatz sozialer Roboter Geist, Gefühlsleben und Beziehungen der Menschen in den vergangen 15 Jahren gewandelt haben. Und gelangt zum alarmierenden Schluss: „Beziehungen zu pflegen, Freundschaften  in Gesprächen zu vertiefen und Liebe durch Fürsorge zu geben, erscheint Menschen heute oft zu kompliziert. Allein zu sein ist für die meisten aber mindestens genauso unerträglich.“ Und so kommunizieren sie rund um die Uhr im Netz und werden zunehmend unfähig, echte Gespräche zu führen – eben „Gemeinsam einsam“.
 
Auf die Frage für den richtigen Umgang mit der digitalen Welt, meinte Sherry: „Ich glaube nicht, dass Abstinenz die Lösung ist. Besser wären eine digitale Diät, digitale Ruhepausen oder ein Gespür für den gesunden Umgang mit der digitalen Welt. Man könnte „heilige Orte für die Konversation“ definieren – die Küche, das Esszimmer. Am wichtigsten aber: Wir sollten einander wieder zuhören, sogar wenn es langweilig wird und plötzlich alle in Schweigen verfallen. Denn das sind die Momente, in denen wir uns gegenseitig offenbaren.“ (zum Interview)

Donnerstag, 25. Oktober 2012

Sein, Schein oder Online?



Was haben Lady Gaga, Nathalie Rickli und meine Nachbarin, Hausfrau und Mutter von drei Kindern, gemeinsam? Nein, es ist weder ihr neuer Haarschnitt noch eine Vorliebe für hausgemachte Lasagne. Alle drei haben die Präferenz für das 24/7 online sein, über Twitter, Blogs oder Facebook.

Lady Gaga knackte als erste Künstlerin die 30 Millionen-Marke von Followers bei Twitter. Die Winterthurer SVP-Nationalrätin Natalie Rickli ist die erfolgreichste Twitter-Nutzerin im Bundesparlament. Kein anderer National- oder Ständerat hat mehr Followers als Rickli.

Und meine Nachbarin? Sie ist die ungeschlagene Twitter-Königin der „Digital Moms“. 93 % der Schweizer Mütter sind laut einer Studie täglich online. Ist ja auch irgendwie verständlich, denn gerade nach einer Geburt ist die Frau plötzlich mit einem winzigen Menschlein alleine zuhause. Oftmals brechen die sozialen Kontakte ab, denn meist haben die kinderlosen Freunde keinen Nerv ein Gespräch mit Kindergeschrei im Hintergrund zu führen. Natürlich sind Kontakte im wahren Leben nicht durch solche aus der digitalen Welt zu ersetzen, dennoch schützen Facebook-Kontakte und Blogs bis zu einem gewissen Grad vor der Vereinsamung.

Und gerade deswegen ist eine Trennung von online und offline wesentlich. Durch das ständige Nutzen sozialer Medien und das beharrliche Gefühl online sein zu müssen, ist eine Abgrenzung schwierig geworden. Personen, die ständig auf Achse sind, auf allen sozialen Netzwerken sich austauschen und berichten müssen, stehen unter hohem Druck und finden kaum noch Ruhe. Das sind Faktoren, die ein Burnout begünstigen. Wie im Burnout-Fall von Natalie Rickli. Aber viel gelernt hat sie dabei ja scheinbar nicht, denn das ganze Rücktritts-Debakel hat sie uns ja noch über das Facebook verkündet…


Donnerstag, 18. Oktober 2012

Der „Digitale Röstigraben“ - Internetnutzung Schweiz

Ich bin ein Digital Immigrant, ein Kinder der 70er Jahre. Computer hatten wir keinen zuhause, Fernseher gab es nur ohne Fernbedienung und Internet war nicht mal im Fremdwörter-Duden zu finden. Die Zeiten haben sich geändert, und wir uns mit ihnen!

Wie wir im letzten Blog gelesen haben, kann die Schweiz bei der Versorgung mit Breitbandanschlüssen im internationalen Spitzenfeld mithalten. Jedoch ist auch in der Schweiz ein „digitaler Röstigraben“ sichtbar. Die Internetnutzung variiert vor allem nach Bildungsniveau, Erwerbstätigkeit und Haushaltseinkommen.
Gemäss Bundesamt für Statistik nutzen 1997 erst 5% der Schweizer Bevölkerung das Internet täglich. Im Jahr 2012 war diese Zahl auf beachtliche 72,8% angestiegen.
 
Der digitale Abstand zwischen den Bildungsschichten hat sich im Verlauf der Jahre nicht verringert. 95% der Personen mit einem Hochschulabschluss nutzen das Internet. Bei Personen mit einem Abschluss auf der Sekundarstufe II liegt die Internetnutzung bei 79%. Am tiefsten liegt der Anteil bei Personen, mit Abschluss der obligatorischen Schulstufe als höchstem Schulabschuss, nämlich bei 58%. Diese Zahlen korrelieren stark mit der Internetnutzung nach Einkommenshöhe. Je höher das Haushaltseinkommen, desto höher auch die Internetnutzung pro Person.

Ein weiteres wichtiges Unterschiedsmerkmal von Personengruppen bei der Internetnutzung ist das Alter. Obwohl immer mehr Menschen in gehobenem Alter das Internet regelmässig benutzen, gibt es keine Anzeichen einer baldigen Annäherung an die Zahlen zur Internetnutzung zwischen der Altersklasse der 14-19 Jährigen.

Doch für welche Zwecke wird denn nun das Internet so häufig genutzt? Von den Internetnutzerinnen und –nutzern:
  • verwenden 96 Prozent E-Mails,
  • verwenden 92 Prozent Suchmaschinen,
  • suchen 78 Prozent nach Produktinformationen,
  • kaufen und bezahlen 63 Prozent online,
  • suchen 75 Prozent Nachrichten,
  • besuchen 66 Prozent Videoportale,
  • hören 54 Prozent Musik,
  • sehen 37 Prozent online zeitversetzt fern und
  • spielen 33 Prozent.
  • sind 54 Prozent in sozialen Netzwerken,
  • verwenden 31 Prozent Internettelefonie,
  • laden 59 Prozent Fotos hoch,
  • beteiligen sich 34 Prozent in Diskussionsforen und
  • laden 14 Prozent eigene Videos hoch.
Im Allgemeinen wird es von mehr Personen zur Information als zur Unterhaltung verwendet und dementsprechend auch als Informationsquelle wichtiger eingeschätzt. Für Internetnutzerinnen und -nutzer ist das Internet als Informationsquelle mittlerweile von gleicher Bedeutung wie traditionelle Massenmedien.
Zusammenfassend lässt sich sagen: das Internet ist mittlerweile zu einem alltäglichen Medium geworden.

Donnerstag, 11. Oktober 2012

Partielle Internet-Gesellschaft

Das Internet hat unsere gesellschaftlichen Kommunikationsstrukturen verändert. Können wir jedoch wirklich bereits von einer Internet-Gesellschaft sprechen, wenn die durchschnittliche Internetnutzung weltweit nur gerade 32,5% beträgt? Ein Drittel der Weltbevölkerung ist online, so mögen die Optimisten hervorbringen, doch müsste es nicht heissen: Zwei Drittel der Weltbevölkerung ist nicht online?
Nach welchen sozialen Kategorien wird denn nun die Internetgesellschaft bestimmt? Ist es der Internet-Zugang alleine, oder das regelmässige Nutzen von E-Mail und des Online-Fahrplans? Oder muss man aktiv im  Web 2.0 mitgestalten, also Artikel für Wikis und Blogs schreiben, Kommentieren und „Liken“ um ein Mitglied der Internet-Gesellschaft zu sein?
Die von der ITU und Unesco gegründete Commission for Digital Development hat im September diesen Jahres den neuen Bericht: „The State of Broadband 2012:Achieving digital inclusion for all“ veröffentlicht.
Im Anhang des Berichtes finden wir Statistiken der globalen Internetnutzung, die klar aufzeigen, wie ungleich der Internetzugang verteilt ist. Als klarer Sieger geht Island hervor mit 95% aller Einwohner, die das Internet benutzen. Gefolgt auf Platz 2 und 3 sind Norwegen mit 94% und die Niederlande mit 92.3%. Die Schweiz schafft es auf Platz 10 mit 85.2%. Liechtenstein, unser kleiner Nachbarstaat schafft es auf Platz 11 mit 85.0%
 


Werfen wir einen Blick auf Afrika. Erst auf Platz 57 findet man Marokko. Jeder Zweite ist in Marokko online unterwegs. Doch in Afrika ist die digitale Schere weit offen. Auf Platz 3, weltweit auf dem 101 Platz abgeschlagen, findet sich Nigeria mit gerade mal 28.4 %.  Das untere Ende der Rangliste wird auffallend von vielen Ländern Schwarzafrikas angeführt, in denen nicht mal jede 10 Person das Internet nutzen kann.
Unser hoher Standard im Westen darf nicht darüber hinweg täuschen, dass in ärmeren Teilen der Welt die Internetstandards noch nicht vollumfänglich umgesetzt sind.  Wäre es daher nicht angebracht, von einer „Partiellen Internet-Gesellschaft“ zu sprechen?


Donnerstag, 4. Oktober 2012

Die Internet-Gesellschaft


Wo haben Sie Ihren Partner kennengelernt? In einer Bar, beim Sport oder kennen Sie ihn noch von der Schulzeit her? Oder gehören Sie zu der wachsenden Gruppe von Menschen, die ihre Partner über das Internet gefunden haben? Sechs von zehn Singles finden Ihren Partner im Internet.

Das Internet ist menschlich geworden. Zwischenmenschliche Kontakte, seien sie romantischer, freundschaftlicher oder auch beruflicher Natur, sie werden im Internet gesucht, gefunden und gepflegt. Man tauscht sich aus, trifft sich online und nutzt unzählige digitale Interessengemeinschaften. Jeder findet das passende Netzwerk für sich. Manchmal aber auch gleich mehrere: eines für die privaten Kontakte, eines für geschäftliche Beziehungen und eines für die Pflege der Hobbies. Wo vor einer Generation noch der Postweg oder das Telefon der einzige Weg war Freunde zu erreichen, ist heute alles nur noch ein Mausklick weit weg.
 
Besondere Bedeutung hat die virtuelle Vernetzung in ländlichen Regionen genommen. Dort wo für den nächsten Supermarkt eine längere Strecke in Kauf genommen werden muss, der regionale Bus nur alle paar Stunden verkehrt oder es Bibliotheken gibt, die nur an wenigen Nachmittagen die Bücher verleiht, hat der Mausklick ein Gefühl von Nähe projiziert.
 
Im Internet sind wir alle gleich, es überwindet  gesellschaftliche Grenzen. Gegner des Internets sehen in der Zurschaustellen der eigenen Person eine grosse Gefahr. Persönliche Daten werden schnell und viel zu freizügig ins Netz gestellt.
 
Oftmals sind wir uns nicht bewusst, dass das Internet Informationen auf unbestimmte Zeit speichert. Fotos, Posts und Kommentare können dank hoch entwickelten Suchmaschinen auch noch Jahre nach deren Veröffentlichung gefunden werden. Das Internet vergisst nie! Das macht bei lehrreichen Informationen durchaus Sinn, jedoch nicht bei unüberlegten Posts, Profilen auf Online-Partnerbörsen oder unvorteilhaften Party-Fotos.
 
Das Internet gleich zu verteufeln, wäre überstürzt. Sicherlich gibt es zuhauf negative Beispiele, die aufzeigen, wie gefährlich das Internet sein kann. Jedoch kann man das Verhalten im Internet durchaus auch mit dem realen Leben vergleichen. Denn die Gefahren können überall lauern. Sei es durch offengelassene Haustüren oder den PIN-Code gleich neben der Bankkarte aufbewahren.
 
Niemand wird ohne Führerausweis mit dem Auto auf die Strasse zugelassen. Kleinkinder lässt man auch nicht unbeaufsichtigt über die Strasse gehen. Dasselbe sollte auch für das Internet gelten. Nur mit einer vernünftigen Medienerziehung werden Gefahrenquellen erkannt. Das wir ein Stück weit zu gläsernen Menschen werden, müssen wir hinnehmen, denn das Internet birgt Vorteile sowie auch Nachteile. Letzten Endes kommt es auf das Gleichgewicht an. Das gilt im Internet sowie auch in realen Lebenslagen.