Donnerstag, 8. November 2012

Das digitale Gedächtnis – Das Internet vergisst nie!

Täglich gehen im Internet wichtige Daten verloren – leider nur nicht jene, auf die wir gerne verzichten würden. Hier ein Beispiel:
 
 
 
 
Hätte SVP-Politiker Alexander Müller die Konsequenzen seines unüberlegt leichtsinnig geposteten Twittereintrags richtig eingeschätzt, hätte er vielleicht anders gehandelt. Zwar hat Herr Müller sein Tweet kurz nach Veröffentlichung wieder vom Netz genommen, jedoch hat er den Effekt der Multiplikation stark unterschätzt. So hat Herr Müllers Tweet zwar weniger als 400 Followers, die seine Meldungen direkt abonniert haben. Doch durch sogenannte Retweets, das Weiterleiten von Tweets, erreichte seine Meldung zur Kristallnacht alleine in der Twitter-Gemeinde ein Publikum von über 34‘000 Personen.
 
Wäre ein digitaler Radiergummi ein Lösungsansatz? Netzphilosophen wie Viktor Mayer-Schönberger fördern das Recht auf Vergessen und ein neues Bewusstsein für Datenrisiken; andere setzen schlicht darauf, dass man sich an die ewige Wiederkehr peinlicher Fotos und dummer Sprüche gewöhnt, sie irgendwann einfach ignoriert. Informatiker arbeiten fieberhaft an einem digitalen Radiergummi und Softwarelösungen (z. B. X-pire!), die einzelne Dokumente mit einem eingebauten Verfallsdatum versehen, also das Vergessen von Inhalten programmieren. Die Daten sind, so die Kernidee, grundsätzlich nach einem vom Benutzer fixierten Zeitpunkt nicht mehr abrufbar.
 
Technisch sind die verfügbaren Lösungen bislang äusserst unbefriedigend, aber das ist gar nicht einmal entscheidend.  Es ist wie bei der Brandbekämpfung. Der Schlauch ist auch nur das Hilfsmittel, aber es ist trotzdem noch die menschliche Komponente „Feuerwehrmann“ nötig. Letztendlich liegt es bei dem Benutzer selbst, wie viel er von sich im Internet preisgeben will. Wir müssen nur wieder lernen sensibler mit persönlichen Daten umzugehen.
 
Und darum lieber Herr Müller, bevor Sie das nächste Mal spontan und frisch von der Leber posten, hier ein paar Tipps und Tricks, wie sie solche beschämenden Situationen umgehen können:
  • Im Webbrowser lassen sich Spuren vermeiden, indem man den Privat- oder Do-Not-Track-Modus aktiviert. Das gilt auch für das Smartphone. Ausserdem sollte man Cookies stets nur sehr zurückhaltend akzeptieren und dies in den Einstellungen des Webbrowsers entsprechend festlegen.
  • Wer es Google nicht unnötig erleichtern möchte, ein individuelles Benutzerprofil zu erstellen, sollte sich nicht dort mit seiner Google-ID einloggen. Völlig anonym googeln kann man beispielsweise via www.ixquick.com.
  • Bei sozialen Netzwerken wie Facebook hilft folgende Faustregel: Fragen Sie sich stets, ob es okay wäre, wenn Ihre Mutter oder Ihr Chef sehen und lesen könnten, was Sie gerade im Begriff sind, dort einzustellen. In den Einstellungen zur Privatspähre lässt sich unter anderem einschränken, wer was sehen darf. Gruppieren Sie ausserdem Ihre Freunde, und posten Sie anschliessend jeweils für bestimmte Gruppen statt für alle.
  • Auf dem Smartphone lassen sich Lokalisierungsdienste (GPS) vorübergehend ausschalten – dann laufen allerdings auch die praktischen Kartendienste nicht mehr. Ihr Telecomunternehmen weiss zudem immer noch ungefähr, wo Sie sich aufhalten, solange das Handy eingeschaltet ist.

2 Kommentare:

  1. Vielen Dank für die Tipps. Wenn Sie wissen wollen wie die Kristallnacht-Geschichte wirklich in die Medien kam, dann können Sie das hier nachlesen:

    http://www.dailytalk.ch/wie-der-kristallnacht-tweet-in-die-medien-kam/

    Meiner Meinung nach lässt sich das Gedankengut eines Menschen nicht auf einen Tweet reduzieren. Wer wirklich wissen will wie ich denke, der sollte meinen Blog lesen.

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  2. Nun gut, Blogs sind dazu da, dass der Verfasser seine eigene Meinung kundtut... und die Meinung einer Person muss ja nicht gleich verallgemeinert werden... Ausserdem gibt es viele weitere mehr oder minder prominente Opfer die anscheinend unter dem "Kein-Filter-Syndrom" leiden...

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