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Personen zählten zu Simone Backs Facebook-Freunden. Aber was taten diese, als
sie an Weihnachten 2011 Selbstmord beging und dies mit dem Post: „ habe alle
Pillen genommen, werde bald tot sein, bye-bye everyone“ im Facebook ankündigte?
Rund 150 Kommentare sollen auf die letzte Nachricht der Frau eingegangen sein. Einige
ihrer „Freunde“ bezeichneten sie als Lügnerin, andere schrieben, es sei ihre
eigene Entscheidung. Helfen wollte keiner!
Der durchschnittliche Benutzer hat
oft 100 Facebook-Freunde, aber keinen einzigen echten Freund. Computer und
Internet geben uns zwar die Freiheit überall zu arbeiten und über die Grenzen
hinweg Kontakte zu knüpfen – in Wahrheit jedoch sind wir überall „gemeinsam
einsam“.
Auf Grundlage umfangreicher Studien
beschreibt die bekannte US-Soziologin Sherry Turkle in ihrem neuen Buch
„Verloren unter 100 Freunden“ wie die Internet-Kommunikation und der Einsatz
sozialer Roboter Geist, Gefühlsleben und Beziehungen der Menschen in den
vergangen 15 Jahren gewandelt haben. Und gelangt
zum alarmierenden Schluss: „Beziehungen zu pflegen, Freundschaften in Gesprächen zu vertiefen und Liebe durch
Fürsorge zu geben, erscheint Menschen heute oft zu kompliziert. Allein zu sein
ist für die meisten aber mindestens genauso unerträglich.“ Und so kommunizieren
sie rund um die Uhr im Netz und werden zunehmend unfähig, echte Gespräche zu
führen – eben „Gemeinsam einsam“.
Auf die Frage für den richtigen
Umgang mit der digitalen Welt, meinte Sherry: „Ich glaube nicht, dass Abstinenz
die Lösung ist. Besser wären eine digitale Diät, digitale Ruhepausen oder ein
Gespür für den gesunden Umgang mit der digitalen Welt. Man könnte „heilige Orte
für die Konversation“ definieren – die Küche, das Esszimmer. Am wichtigsten aber:
Wir sollten einander wieder zuhören, sogar wenn es langweilig wird und
plötzlich alle in Schweigen verfallen. Denn das sind die Momente, in denen wir
uns gegenseitig offenbaren.“ (zum Interview)