Donnerstag, 25. Oktober 2012

Sein, Schein oder Online?



Was haben Lady Gaga, Nathalie Rickli und meine Nachbarin, Hausfrau und Mutter von drei Kindern, gemeinsam? Nein, es ist weder ihr neuer Haarschnitt noch eine Vorliebe für hausgemachte Lasagne. Alle drei haben die Präferenz für das 24/7 online sein, über Twitter, Blogs oder Facebook.

Lady Gaga knackte als erste Künstlerin die 30 Millionen-Marke von Followers bei Twitter. Die Winterthurer SVP-Nationalrätin Natalie Rickli ist die erfolgreichste Twitter-Nutzerin im Bundesparlament. Kein anderer National- oder Ständerat hat mehr Followers als Rickli.

Und meine Nachbarin? Sie ist die ungeschlagene Twitter-Königin der „Digital Moms“. 93 % der Schweizer Mütter sind laut einer Studie täglich online. Ist ja auch irgendwie verständlich, denn gerade nach einer Geburt ist die Frau plötzlich mit einem winzigen Menschlein alleine zuhause. Oftmals brechen die sozialen Kontakte ab, denn meist haben die kinderlosen Freunde keinen Nerv ein Gespräch mit Kindergeschrei im Hintergrund zu führen. Natürlich sind Kontakte im wahren Leben nicht durch solche aus der digitalen Welt zu ersetzen, dennoch schützen Facebook-Kontakte und Blogs bis zu einem gewissen Grad vor der Vereinsamung.

Und gerade deswegen ist eine Trennung von online und offline wesentlich. Durch das ständige Nutzen sozialer Medien und das beharrliche Gefühl online sein zu müssen, ist eine Abgrenzung schwierig geworden. Personen, die ständig auf Achse sind, auf allen sozialen Netzwerken sich austauschen und berichten müssen, stehen unter hohem Druck und finden kaum noch Ruhe. Das sind Faktoren, die ein Burnout begünstigen. Wie im Burnout-Fall von Natalie Rickli. Aber viel gelernt hat sie dabei ja scheinbar nicht, denn das ganze Rücktritts-Debakel hat sie uns ja noch über das Facebook verkündet…