Donnerstag, 11. Oktober 2012

Partielle Internet-Gesellschaft

Das Internet hat unsere gesellschaftlichen Kommunikationsstrukturen verändert. Können wir jedoch wirklich bereits von einer Internet-Gesellschaft sprechen, wenn die durchschnittliche Internetnutzung weltweit nur gerade 32,5% beträgt? Ein Drittel der Weltbevölkerung ist online, so mögen die Optimisten hervorbringen, doch müsste es nicht heissen: Zwei Drittel der Weltbevölkerung ist nicht online?
Nach welchen sozialen Kategorien wird denn nun die Internetgesellschaft bestimmt? Ist es der Internet-Zugang alleine, oder das regelmässige Nutzen von E-Mail und des Online-Fahrplans? Oder muss man aktiv im  Web 2.0 mitgestalten, also Artikel für Wikis und Blogs schreiben, Kommentieren und „Liken“ um ein Mitglied der Internet-Gesellschaft zu sein?
Die von der ITU und Unesco gegründete Commission for Digital Development hat im September diesen Jahres den neuen Bericht: „The State of Broadband 2012:Achieving digital inclusion for all“ veröffentlicht.
Im Anhang des Berichtes finden wir Statistiken der globalen Internetnutzung, die klar aufzeigen, wie ungleich der Internetzugang verteilt ist. Als klarer Sieger geht Island hervor mit 95% aller Einwohner, die das Internet benutzen. Gefolgt auf Platz 2 und 3 sind Norwegen mit 94% und die Niederlande mit 92.3%. Die Schweiz schafft es auf Platz 10 mit 85.2%. Liechtenstein, unser kleiner Nachbarstaat schafft es auf Platz 11 mit 85.0%
 


Werfen wir einen Blick auf Afrika. Erst auf Platz 57 findet man Marokko. Jeder Zweite ist in Marokko online unterwegs. Doch in Afrika ist die digitale Schere weit offen. Auf Platz 3, weltweit auf dem 101 Platz abgeschlagen, findet sich Nigeria mit gerade mal 28.4 %.  Das untere Ende der Rangliste wird auffallend von vielen Ländern Schwarzafrikas angeführt, in denen nicht mal jede 10 Person das Internet nutzen kann.
Unser hoher Standard im Westen darf nicht darüber hinweg täuschen, dass in ärmeren Teilen der Welt die Internetstandards noch nicht vollumfänglich umgesetzt sind.  Wäre es daher nicht angebracht, von einer „Partiellen Internet-Gesellschaft“ zu sprechen?