Mittwoch, 21. November 2012

Das Leben durch den Bildschirm

Meine Familie hatte lange Zeit keinen Fernseher, und als wir dann Mitte der 80er einen Fernseher mit Fernbedienung geschenkt kriegten, war das der Himmel auf Erden. Und wenn dann am Abend „Einer wird gewinnen“ oder „Die Schwarzwaldklinik“ auf dem Bildschirm flickerte, starrte man gebannt hin. Ablenken liess man sich höchstens durch ein paar selbstgepuffte Popcorns.
 
Nun sind wir im Jahr 2012 angekommen und der neueste Medientrend ist heisst „SocialTV“. Jeder zweite Onliner nutzt während dem Fernsehschauen das Internet. Smartphones und Tablets gehören neben Snacks und Getränken heutzutage zur Grundausstattung eines gelungenen Fernsehabends. Obwohl man alleine im Wohnzimmer auf dem Sofa sitzt, virtuell schaut man gemeinsam fern. Man könnte das auch Public Viewing im Wohnzimmer nennen. Vor allem Sendungen mit hohem Lästerpotenzial, wie zum Beispiel DSDS oder den Eurovision Song Contest, es wird getwittert, gechattet und Kommentiert, was das Zeugs hält.
 
Der „First Screen“ muss aber nicht unbedingt ein Fernseher sein. Sei es auf dem Computer oder im Unterricht, an einem Konzert, Blockflötenaufführung der Kinder  oder an einer Ausstellung, überall erleben wir heute nur noch die Bildschirm-Momente.
 


Bildquelle:
 
Konnten wir früher noch gespannt auf die kleinen Details bei Schulaufführungen und Laternenumzügen achten, so werden wir heute nur noch von Handys gestört, die uns die Sicht auf das Ereignis verdecken. Sind wir also in unserer aufmerksamkeitsdefizitären Zeit nicht mehr in der Lage ein Ereignis ohne Bildschirm zu geniessen? Und als zweite Frage drängt sich mir auf, wenn wir also die süssen Kinderchen beim Laternenumzug durch das ständige Aufzeichnen quasi verpassen, schauen wir es uns dann wirklich später nochmals auf unserem Handy in einem verwackelten Zustand an? Oder sind die Handys einfach die Erwachsenenversion einer Laterne?
 
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